My Blog

Putzmuffel

Als der Mann das Wartezimmer betrat, war nur noch ein Platz frei, genau gegenüber von Amir und seiner Mutter. Der Mann schlenderte zum Stuhl und ignorierte die übrigen Wartenden. Betont lässig setzte er sich, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme.

Es dauerte einen kurzen Moment, ehe er das nasse Blatt entdeckte, das an seiner Schuhsohle klebte und seitlich darunter hervorsah. Genervt stellte er den Fuß zurück auf den Boden und kratzte mit dem andern Schuh das Blatt von der Sohle. Mehrere Augenpaare folgten dem Geschehen. Dann schob der Mann das Blatt unter seinen Stuhl, getreu dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Dabei zerriss das Blatt, franste aus und hinterließ einen hässlichen Schmutzstreifen auf dem Boden.

„Dort drüben wäre ein Mülleimer“, meldete sich eine alte Frau zu Wort. Plötzlich war es mucksmäuschenstill im Wartezimmer. Alle Blicke waren nun auf den Mann gerichtet.

„Lesen Sie Ihr Klatsch-und-Tratsch-Magazin und mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die Sie nichts angehen!“

„Und was denken Sie, wer den Dreck wegmacht?“, sprang eine junge Frau der alten Dame bei. Diese schüttelte derweil den Kopf und verzog das Gesicht, als ob sie das Wort „unerhört“ pantomimisch ausdrücken wollte.

Nur eine Person im Raum wusste eine Antwort auf die gestellte Frage: Amirs Mutter, denn sie reinigte die Arztpraxis seit Jahren …


Das Gesamtwerk. Für 0,99 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Schall und Rauch

„Samuel, bist du es wirklich?“

Samuel drehte sich reflexartig um und überlegte einen Augenblick. Nein, er kannte den Mann, der einige Schritte entfernt stand, nicht.

„Na klar, du bist es!“ Der Mann trat an Samuel heran.

„Kenne ich Sie?“

„Ach tu doch nicht so!“, grinste der Mann breit. Als er bemerkte, dass Samuel ihn tatsächlich nicht einordnen konnte, sagte er: „Weißt du nicht mehr, wir beide, die Teufel aus der fünften und sechsten Klasse?“

Der Wechsel von der Grund- auf die Realschule lag inzwischen fast zwanzig Jahre zurück. Und doch erinnerte sich Samuel nur an einen einzigen Menschen, mit dem er es in den ersten beiden Jahren zu einem derart schlechten Ruf gebracht hatte, dass er den Lehrern bis zum Schulabschluss in Erinnerung blieb.

„Ruben?“

„Zu einhundert Prozent! Mensch, das ist ja schon ewig her!“

„Viel zu lange, wenn du mich fragst.“ Samuel drückte Ruben innig, ließ aber gleich wieder von ihm ab. Er wusste, dass bei seinem Vorgesetzten oft nur ein kleiner Verstoß gegen dessen Guter-Service-hat-höchste-Priorität-Gebot genügte, um eine Verwarnung zu kassieren. Und Kunden zu umarmen fiel für ihn sicherlich unter Belästigung statt unter vorbildlichen Service.

„Was treibt dich denn wieder her, nach so langer Zeit?“, überspielte Samuel die peinliche Situation.

„Ach nichts Großes, ein paar Geschäfte …“


Das Gesamtwerk. Für 0,99 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Dysbalance

Augenblicklich wusste Adrian, dass sein Kontaktmann bereits vor Ort war. Nach allem, was er über ihn gehört hatte, zählte Understatement nicht zu seinen Tugenden. Der Bugatti Chiron hatte ihn sofort verraten.

Adrian parkte seinen Mittelklassewagen und stieg aus. Eine sommerliche Brise wehte ihm ins Gesicht. Er überließ es den Passanten, den Supersportwagen anzustarren, und machte sich auf den Weg zum Treffpunkt. Nur seine kalten, feuchten Hände verrieten, wie nervös Adrian tatsächlich war. Schließlich konnte genau so seine Zukunft aussehen. Erst ein teures Auto, dann eine teure Villa und nicht zuletzt eine schöne Frau.

Ein schmaler, unscheinbarer Pfad führte vom Parkplatz eine leichte Böschung hinab, schlängelte sich durch ein kleines Waldstück und endete an einer Bank. Direkt am Ufer des kristallklaren Sees gelegen und vermutlich mit dem besten Blick auf das Bergmassiv, war sie dennoch kaum jemandem bekannt. Hier trafen sich nur Frischverliebte und die Dorfjugend – oder aber Geschäftsleute für vertrauliche Besprechungen.

Auf der Bank saß ein Mann, der Adrian den Rücken zuwandte. Seine zierliche, hagere Gestalt schien mit der Holzbank verwachsen zu sein. Nur allzu leicht konnte man ihn übersehen. Allein der Picknickkorb, der neben der Bank stand, war Adrian sofort ins Auge gestochen. Er holte tief Luft, dann trat er dem Mann gegenüber.

„Adrian Lemkov.“ Adrian streckte die Hand aus.

Der Mann blickte ihm in die Augen, ließ einige Sekunden verstreichen und ergriff dann die dargebotene Hand: „Joshua. Einfach nur Joshua. Hier bitte, setz dich!“

Adrian ließ sich auf den angebotenen Platz nieder und bemühte sich, Joshuas intensivem Blick standzuhalten. Er hatte schon vielen Menschen ins Gesicht gesehen, doch bei Joshua, da nahm er etwas wahr, das ihm sein ganzes Leben noch nicht begegnet war …


Das Gesamtwerk. Für 0,99 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Orchidee

Anna hatte sich während ihres Studiums einen ausgezeichneten Ruf als Sinologin erworben. So war niemand überrascht, als ein deutscher Großkonzern sie nach Abschluss der Universität für seine Unternehmenskommunikation in China anwarb. Anfangs scheute Anna zwar den Umzug in eine fremde Stadt, willigte aber letztlich ein und bezog eine spartanisch eingerichtete Ferienwohnung.

Der Job verlangte ihr viel ab, zugleich aber befriedigte er sie außerordentlich. Von Anfang an fühlte sie sich ernst genommen und wusste, dass sie für die weiteren Geschicke des Unternehmens relevant war. Nur das triste Heim schien ihr mehr Energie zu nehmen, statt zu geben. Es dauerte daher nicht lange und sie besuchte ein kleines Floristikgeschäft in der Nähe, um einige Pflanzen für ihre Wohnung zu kaufen.

Überraschenderweise gab es im Laden ausschließlich Orchideen und alles, was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen konnte, um diesen exotischen Pflanzen in europäischen Gefilden zur Blüte zu verhelfen. Andere Blumen suchte man vergeblich. Anna war skeptisch, was sie von der Auslage halten sollte. Denn mehr als Orchideen der Gattung Phalaenopsis kannte sie bisher nicht.

Nachdem die Inhaberin Anna davon überzeugt hatte, dass die ältesten Überlieferungen zu Orchideen aus dem chinesischen Kaiserreich stammten, war Annas Begeisterung schlagartig entfacht. China, damit konnte sie etwas anfangen. Stolz kaufte sie in den kommenden Wochen Orchidee um Orchidee und füllte damit ihre Wohnung.

Die Geschäftsinhaberin war gewillt, Anna stets die prächtigsten Pflanzen zu besorgen. Darüber hinaus erläuterte sie gerne und weitschweifig, wie individuell jede Orchidee in ihrem Charakter und ihren Bedürfnissen sei. Schon bald waren nur die außergewöhnlichsten Exemplare gerade noch gut genug für Anna.

Gleichzeitig war es ihr unverständlich, wie ihr die Inhaberin exklusive Orchideenzüchtungen zu einem verschwindend geringen Preis anbieten konnte. In anderen Geschäften hätte sie weit mehr bezahlt …


Das Gesamtwerk. Für 0,49 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Jazz trifft Beat

Jazz war schon immer mein Leben. Spontan und improvisiert, mal laut und mal leise. Schuld daran war nicht zuletzt die Lage meines Elternhauses. Denn es stand nahe am Gelände des „mœrs festival“, und seit meiner Jugend war ich alljährlich dorthin gepilgert, um den Jazzklängen zu lauschen.

Mein Vater hingegen liebte Beatmusik, hatte sogar mit Anfang zwanzig eine Beatband mitgegründet. Deren Vorbilder waren The Spotnicks, The Shadows und The Ventures. Über Jahrzehnte hinweg trat die Band meines Vaters in Vereinsheimen im Revier auf. Doch dann fand er allmählich seine Griffe nicht mehr.

Wir standen gemeinsam auf der heutigen Europaallee vor einer dreiflügligen Konstruktion, deren Dach aus Stahlbeton an ein überdimensionales Ypsilon erinnerte. Viele Jahrzehnte lang hatte in seiner Mitte ein Pförtnerhaus gestanden. Die drei markanten Flügel mit hochgebogenen Enden hatten an die Rotorblätter eines Helikopters mit dem Pförtnerbau als Pilotenkanzel erinnert. Doch 2012 war das Pförtnerhaus abgerissen worden. Heute war es ein Helikopter ohne Führung.

Ein paar Lkws bretterten achtlos unter dem Betondach hindurch. Mein Vater wirkte verschlossen und in sich gekehrt. Ich war nicht sicher, was er von dem denkmalgeschützten, sanierten Bauwerk vor uns wirklich wahrnahm. Dabei hatte es eine solche Symbolkraft – für Blütezeit und Niedergang gleichermaßen.

Ich stellte mich dichter neben meinen Vater, der mehr und mehr verängstigt wirkte. Dann holte ich einen Kopfhörer aus meinem Rucksack und setzte ihn ihm auf. Er versuchte das Gerät abzuschütteln. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und blickte ihm tief in die Augen. Dabei flüsterte ich ihm einige beruhigende Worte ins Ohr, bis ich das Gefühl hatte, dass er sich durch mich nicht bedroht fühlte. Erst dann drückte ich die Play-Taste und gab den Blick wieder frei. Auf das Werkstor des ehemaligen Krupp-Hüttenwerks in Rheinhausen …


Das Gesamtwerk. Für 0,49 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Dialekt

Wir hatten einen Platz mittendrin ergattert. In einem bayerischen Biergarten. Mit altehrwürdigen Kastanienbäumen, adretter Bedienung und gemütlichen Holzbänken.

Zur Rechten versuchte sich eine Gruppe Asiaten im Zuzeln, zur Linken diskutierten zwei Anzugträger über Geschäftliches. Dazwischen wir – das waren Inge, Mike und ich.

„Entschuldigen Sie, da ist noch ein Schluck drin!“, ermahnte Mike die Kellnerin und gab sich keinerlei Mühe, das R zu rollen. Die Dame im Dirndl stellte das Glas zurück auf den Tisch und wartete geduldig, bis Mike es vollständig geleert hatte. Nachdem sie abgeräumt und unseren Tisch verlassen hatte, erklärte ich ihm lachend: „Das Noagerl lässt man für gewöhnlich drin – das ist hier so Usus.“

„Das was?“, fragte Inge irritiert.

„Noagerl!“, wiederholte ich und ergänzte: „den letzten Schluck im Glas. Der schmeckt ja ohnehin meist fad.“

„Na ja, die Bayern halt“, meinte Inge und steckte sich schmunzelnd eine Zigarette an.

„Wir sind hier in Franken!“, widersprach ich.

„Ja, ist doch dasselbe“, erwiderte Mike. „Mia san mia, oder?!“ Dann lachte er und Inge fiel mit ein.

Ich schämte mich innerlich, wie salopp die beiden mit der bayerischen Identität umsprangen. Kürzlich waren sie von Hamburg nach Bamberg gezogen, allerdings nicht der Menschen oder der Gegend wegen, sondern weil gut bezahlte Jobs gelockt hatten. Sie waren stolz auf ihre norddeutsche Herkunft und belächelten die bayerischen Gebräuche gemeinhin – mit Ausnahme der geselligen Bierkultur.

Inge blies den ersten Rauch in die Luft und Mike unterbrach meine Gedanken: „Vor Kurzem kam die Frage nach einem generellen Rauchverbot in bayerischen Biergärten auf.“ Der Zigarettenkonsum seiner Freundin machte ihm mehr und mehr zu schaffen, das wusste ich. Inge rollte mit den Augen.

„Ich habe gehört, dass es bei dir in der Gegend ebenfalls Diskussionen darüber gegeben hat?!“, bohrte Mike weiter. „Weißt du, wie es ausgegangen ist?“ …


Das Gesamtwerk. Für 0,99 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Polarlichter

Plötzlich war es weg, dieses Gefühl. Fin drehte sich zu der jungen Frau herum, die neben ihm lag: „Ich spüre nichts mehr, Lilli!“

Lilli fixierte noch einen Augenblick lang die Polarlichter über ihren Köpfen und rollte dann die Augen zu ihm hinüber: „Wie, du spürst nichts mehr?“

„Es ist weg, Lilli!“

„Wir liegen hier und genießen dieses Naturspektakel und du willst mir ernsthaft weismachen, dass du nichts mehr spürst? Wir sind frisch verheiratet, junger Mann! Was soll das also?“, erwiderte Lilli mit einem ironischen Lächeln. „Muss ich nachhelfen, damit du wieder etwas spürst?“ Lilli grinste breiter und rollte sich an Fin heran.

Fin und Lilli waren mitten in den Flitterwochen. Vor zwei Wochen erst hatten sie ein rauschendes Hochzeitsfest gefeiert, um kurz darauf in die Einöde Lapplands aufzubrechen. Lilli hatte Fin mit dem Reiseziel überrascht, denn sie wusste, dass er schon seit Langem davon träumte, einmal die Einsamkeit des hohen Nordens kennenzulernen. Seit sie ein Paar geworden waren, hatte Fin nicht aufgehört, davon zu reden, dass er irgendwann in seinem Leben unbedingt die Polarlichter mit eigenen Augen sehen und mit einem Hundeschlitten fahren wolle.

„Nein, mir ist es wirklich ernst, Liebling. Es geht nicht um dich oder uns. Es ist mein Kopf!“

„Du hast keine Schmerzen mehr?“ Lilli traute ihren Ohren kaum.

„Ja, es drückt nicht mehr!“

Seit er sich erinnern konnte, hatte Fin ein sonderbares Druckgefühl im Kopf. Die Ärzte vermuteten zunächst ein Wachstumsproblem und verabreichten ihm Wachstumshormone. Nicht zuletzt deswegen gehörte in jungen Jahren Basketball zu seinen Lieblingssportarten. Doch viel schlimmer als das übersteigerte Wachstum waren die ärztlichen Untersuchungen, die Fin während seiner gesamten Jugend über sich ergehen lassen musste. Viele verschiedene Experten dokterten an ihm herum und stellen immer neue Mutmaßungen an, woher die Kopfschmerzen kommen könnten. Eine Pille nach der anderen wanderte in Fins Körper, doch kein Medikament linderte die Schmerzen …


Das Gesamtwerk. Für 0,49 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Yeti

Ich saß genau an jenem Ort, an dem ich ihn vor einer Woche kennengelernt hatte. Hier, am Ufer des Erhai-Sees, des zweitgrößten Hochlandsees Chinas in der Provinz Yunnan.

Gedankenverloren blickte ich ins Wasser. Es war so klar, dass man sogar die Kieselsteine am Grund sehen konnte. Plötzlich legte ein leichter Wind Wellen auf die Wasseroberfläche. Ich schaute auf. Auch die hohen Bambussträucher am Ufer neigten sich. Ein Wetterwechsel schien sich anzukündigen.

Auf dem See waren einige „Bais“ mit dem traditionellen Fischfang beschäftigt. Meine Urgroßeltern waren auch „Bais“ gewesen. Wie viel „Bai“ wohl in mir noch steckte, fragte ich mich. Äußerlich glich ich einer Einheimischen und auch den chinesischen Dialekt der Region beherrschte ich dank meiner Eltern, doch mein Inneres war von westlichen Wertvorstellungen geprägt. Und so ahnte ich bereits, dass die traditionelle Fischerei an diesem Ort bald aussterben würde, denn schon heute ließen sich die meisten Fischer lieber von Touristen fotografieren als hinaus aufs Wasser zu fahren – allzu lukrativ war das Geschäft mit den wohlhabenden Besuchern. Dabei war meiner Meinung nach der Fischfang mit Kormoranen durchaus schützenswert. Gleiches galt für die Tierwelt, deren Bewahrung ich mich schon vor vielen Jahren verschrieben hatte.

Als ein Fischer auf dem See mit einer Bambusstange wiederholt gegen sein Boot schlug und damit signalisierte, dass sein Fangtag für heute beendet war, fiel mir ein, wie verblüfft mein neuer Bekannter geguckt hatte, als wir die Fischer vom Ufer aus beobachteten. Er hatte so etwas noch nie gesehen und war neugierig gewesen, wie die traditionelle Fangmethode funktionierte …


Das Gesamtwerk. Für 0,49 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Prüfer

Es geschah völlig unerwartet.

Eine gute Gelegenheit, die Lippen nachzuziehen, hatte sie gedacht, als die Ampel auf Rot sprang und sie zum Anhalten zwang. Mit geübtem Griff zog sie den Lippenstift aus der Tasche, die auf dem Beifahrersitz lag, und wechselte das Smartphone vom rechten ans linke Ohr.

„Ja sicher, der spinnt. Da hast du recht!“, ermunterte Lana die Freundin am Telefon, ihren Redefluss nicht zu unterbrechen. Dadurch gewann sie Zeit, sich um ihre Lippen zu kümmern, ohne selbst sprechen zu müssen. Sie verrenkte den Hals und konzentrierte sich auf ihren Mund im Rückspiegel. Inzwischen setzte Brigitte ihre Klagen fort.

Plötzlich gab es einen heftigen Aufprall. Das Auto machte einen Satz nach vorn. Ihr Smartphone flog durch die Fahrerkabine, ebenso der Lippenstift. Beide landeten an der Innenseite der Windschutzscheibe. Lana selbst wurde vom Gurt gehalten. Nur ihr Kopf schleuderte ungebremst ruckartig vor und zurück.

Alles schien verschwommen. Benommen versuchte sie klar zu sehen, sortierte sich kurz und öffnete den Gurt, um das Fahrzeug zu verlassen. Der Schock saß ihr tief in den Knochen, doch Adrenalin flutete ihren Körper. Schmerz oder Angst empfand Lana nicht, sondern fühlte sich, als habe sie alles unter Kontrolle.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Sind Sie verletzt?“, rief ihr eine Männerstimme zu. Sie drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Der Mann war aus dem Auto hinter ihr gestiegen und lief eilig auf sie zu. Plötzlich wurde ihr übel. Sie wankte noch einige Schritte orientierungslos umher. Dann wurde Lana schwarz vor Augen.


Das Gesamtwerk. Für 0,49 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more

Lichttherapie

„Sie können jetzt reingehen, Herr Dr. von Grün“, wies mich die Sekretärin von Direktor Dr. Wagner an. Mit einem gespielten Lächeln erhob ich mich von der Ledercouch, ging zur Bürotür und klopfte an. Dann trat ich ein.

Ich hatte Wagner, wie er intern genannt wurde, das letzte und bisher einzige Mal bei meinem Vorstellungsgespräch vor einem knappen Jahr gesehen. Seitdem war er meistens außer Haus gewesen: auf Kundenakquise bei ranghohen Personen aus Politik und Wirtschaft. Deshalb war er für alle Mitarbeiter der Firma ein Vorbild, denn trotz seines Alters schien er noch immer den ungebremsten Tatendrang eines echten Unternehmensberaters zu besitzen.

„Was klopften Sie denn an, von Grün?!“, überraschte mich Wagner. „Machen Sie uns mal einen Kaffee, Irene! Von Grün sieht ein wenig blass um die Nase aus – fast so, als würde er zu blassgrün wechseln.“

Zwar klang „von Grün“ nach einem Adelstitel, war aber letztlich nur Schall und Rauch. Und besonders das „Grün“ in meinem Namen war schon immer unvorteilhaft für mich gewesen. Auf der Arbeit riefen mich Kollegen gerne „Grünschnabel“. Lediglich das „von“ machte einiges her. Sei es auf der Visitenkarte, auf der Bewerbung oder beim Flirt. So ein „von“ hob einen von der Masse ab – wenigstens nach meiner Erfahrung.

Wagner lachte über seinen eigenen Scherz und kam hinter dem Schreibtisch hervor, um mir die Hand zu schütteln: „Sie trinken doch Kaffee, oder, von Grün?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: „Die Tür können Sie übrigens zumachen, von Grün! Das ist ja kein Durchgangszimmer hier … Und suchen Sie sich mal einen Platz am Tisch, anstatt hier so unbeholfen herumzustehen! Sie haben freie Wahl. Mit Ausnahme natürlich von diesem Stuhl hier, das ist meiner!“  …


Das Gesamtwerk. Für 0,49 €.

Dein Exemplar erhältst du bei

Get it on iBooks

für dein
Apple-Gerät

Get it on Google Play

für dein
Android-System

Get it on Amazon

für deinen
Kindle

Weitere Shops

für ein anderes
Gerät oder System

Read more