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Smoking

Das rote Kleid war gerade kurz genug, um Flos Neugier zu wecken, zugleich aber lang genug, um dem Eindruck vorzubeugen, die Trägerin sei billig zu haben. Flo hatte die junge Frau einige Zeit beobachtet und war sich inzwischen sicher, dass sie den Club allein besuchte, ohne Freunde und ohne andere Begleiter. Zudem trug sie keine Armbanduhr – für Flo ein wichtiges Detail.

Sofort machte er sich auf den Weg zur Bar, zu ihr: blondes gelocktes Haar und ein Prachtkörper, nicht zu dürr und nicht zu füllig. Genau sein Typ. Dem ersten Eindruck nach ein Hauptgewinn. Bei ihr angekommen, spulte er routiniert seine Standardmasche ab:

„Hi, kannst du mir vielleicht sagen, wie spät es ist?“

Die Frau blickte Flo mit einer Mischung aus Verdutztheit und Ungläubigkeit an: „Könnte ich sicher tun. Aber wenn das eine Anmache sein soll, ist sie zu plump, Kleiner.“

Flo mochte Frauen mit Pfiff und Elan. Welche, die ihm widersprachen, die zu einer offenen Konfrontation einluden und vielleicht auch ein wenig Dominanz an den Tag legten. Er dachte an eine seiner Lieblingzeilen aus einem Song von Rammstein: „Sex ist eine Schlacht. Liebe ist Krieg.“ Flirten war für ihn der Auftakt. Der Auftakt zu einer Schlacht.

Flo konterte: „Keine Anmache, sondern ehrlich gemeintes Interesse. Aber es gibt ja noch genug andere, die mir gerne die Uhrzeit sagen, ohne da alles Mögliche hineinzuinterpretieren … Ach, und dein Kleid ist einen Tick zu kurz!“

Daraufhin machte Flo Anstalten, sich umzudrehen. Doch die Frau im roten Kleid schien den Köder gefressen zu haben: „Hey, Moment, Süßer. Das Kleid ist perfekt. Ist das klar?!“ …


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Smart World

Als Kind war ich Weltmeister darin, mir immerzu Neues auszudenken. Im Scrabble beispielsweise: Ständig brachte ich Wortneuschöpfungen hervor. Allerdings würdigten die Mitspieler meine Neologismen nur selten, obwohl sie mir viele Punkte eingebracht hätten!

Ich wuchs in Deutschland auf, als Sohn eines russischen Models und eines deutschen Geschäftsmanns. Noch in meiner Jugend trennten sich die Eltern. Meine Mutter kehrte nach Russland zurück, mein Vater entdeckte Amerika für sich. Ich wurde derweil ins Internat geschickt – der guten Bildung wegen und um Selbstständigkeit zu entwickeln.

Nach dem Abitur musste ich dann komplett auf eigenen Füßen stehen. Nur wenn es finanziell wirklich mal eng wurde, rief ich meinen Vater an und bat um eine kleine Finanzspritze. Er betreut inzwischen Großprojekte in den USA und hat wieder geheiratet. Er wird wohl nicht nach Deutschland zurückkehren. Meine Mutter hingegen ist vor einigen Jahren ums Leben gekommen. Genau genommen, hat sie sich selbst ums Leben gebracht.

Mein Vater hat immer gesagt, dass einem die vollen Konsequenzen seiner Taten bekannt sein sollten. Man dürfe nicht einfach irgendetwas tun, ohne zu wissen, was das eigene Tun bewirkt – oder auch nicht bewirkt. Und erst dann solle man zur Tat schreiten. Soweit sein Mantra.

Die Trennung meiner Eltern hat dazu geführt, dass ich seither offenbar beziehungsunfähig bin: schneller Sex ja, Beziehung nein. Und der Selbstmord meiner Mutter hat bewirkt, dass für mich das Leben nicht mehr ganz so wichtig ist. So ähnlich ging es ihr damals wohl auch. Ob mein Vater das mit seiner Moralpredigt über die Konsequenzen des Tuns gemeint hat? …


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Sapiosexuell

Es war bereits nach 23 Uhr. Vor wenigen Minuten hatte er das Telefongespräch mit seiner Frau beendet. Nun war er allein im Hotelzimmer und konnte durchatmen.

Die lange Anreise steckte ihm noch spürbar in den Knochen. Denn seit einiger Zeit wollte sein Rücken nicht mehr so recht mitmachen, zumindest nicht mehr so wie früher. Früher, da verließ er sich auf sein starkes Rückgrat. Doch nun zeigten sich die ersten Verschleißerscheinungen. Für die Karriere hatte er einige Jahre Raubbau an seinem Körper betrieben. Das wusste er. Dabei war er erst dreiundvierzig, kein Alter für einen Mann in seiner Position.

Plötzlich klopfte es an der Zimmertür. Mühsam arbeitete er sich aus dem Ledersessel heraus. Die Krawatte und die Schuhe hatte er geöffnet, beides aber noch nicht abgelegt. Kein attraktives Erscheinungsbild, sondern eher das eines abgehalfterten Geschäftsmanns im Feierabend. Doch es war ihm in diesem Moment nicht wichtig. Er erwartete niemanden. Vermutlich klopfte da nur jemand, der sich im Zimmer geirrt hatte, dachte er.

Als er die Tür erreicht hatte, fasste er sich kurz an den Rücken. Die verdammte Lendenwirbelsäule machte ihm heftig zu schaffen.

Es war eine groß gewachsene Frau, die vor seiner Tür stand. In einem Trenchcoat und mit hohen Stiefeln, die braunen Haare zu einem Dutt gebunden und ein dickes Handtuch unter dem Arm, dazu eine ausladende Umhängetasche. Alles war stilbewusst aufeinander abgestimmt und sie hatte ein liebenswertes Gesicht mit großen, haselnussbraunen Augen. Ihr Alter war schwer zu schätzen, vielleicht um die dreißig.

„Hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er höflich.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht: „Ich möchte zu Herrn Schmidt“ …


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Blau, nicht grün

Da saß er nun. An seinem Stammplatz in der „BarRicky“, direkt am Tresen. Auf der anderen Seite der Tischplatte ragten die Zapfhähne auf. Eilig kam der Barbesitzer heran, nachdem er ein paar Gäste mit Getränken versorgt hatte: „Mensch, Theo! Das ist ja ewig her! Bestimmt zwei Monate?“

„Zwei Monate und drei Tage, Ricky“, erwiderte Theo.

„Ganz der Alte, wie ich sehe. Ein Herrengedeck?“

„Nein danke, ich trinke noch immer nicht“, winkte Theo ab.

„Ach, wegen dieser Low-Carb-Sache?“

„Nicht mehr“, brummte Theo.

Derweil kam ein junger Mann an den Tresen. Er versuchte vergeblich, mit Ricky Augenkontakt aufzunehmen, denn der war zu sehr mit Theo beschäftigt.

„Sondern?“

„Ich mache jetzt Paleo. Nur das Essen und Trinken, was es schon in der Steinzeit gab“, sagte Theo stockend.

„Das klingt ja nach einer Menge Spaß!“, witzelte Ricky, bemerkte aber, dass Theo nicht zum Lachen zumute war. „Was‘n los, Digga?“

„Probleme mit der Frau daheim …“, murrte Theo und blickte zu dem jungen Mann hinüber, der in dem Bemühen, von Ricky wahrgenommen zu werden, immer näher herangerückt war.

„Ja, bitte?“, erkundigte sich Ricky.

„Sag mal, ist der Kaffee bei dir auch fair gehandelt?“

„Hundert Prozent bio und hundert Prozent fair gehandelt. Sorry, dass das noch nicht auf der Karte steht. Ich habe erst letztens umgestellt“, antwortete Ricky.

„Jo, bio steht ja bereits auf der Karte … Dann nehme ich drei Kaffee für meine Freunde und mich“, sagte der junge Mann und wies auf eine Sitzecke, an der zwei weitere Personen in seinem Alter saßen.

„Alles klar, ich bring sie euch gleich rüber!“

Daraufhin verzog sich der Gast wieder und ließ Ricky und Theo allein zurück. Der Barkeeper stiefelte zur Kaffeemaschine und begann Kaffee zu mahlen. Theo rückte nach. Zwischendurch machte Ricky ihm ein Glas Wasser fertig: „Hier, mein Lieber. Das darfst du ja sicher noch trinken, oder?“

„Wasser geht immer“, nahm Theo dankbar an. „Seit wann gibt es bei dir Biokaffee? Und noch dazu fair gehandelt?“

„Unter uns“, sagte Ricky mit gedämpfter Stimme, „ich verkaufe immer noch die gleiche Plörre wie früher“ …


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U-Haft

„Haben Sie schon einmal vom ‚Salmon of Doubt‘ gehört?“, erkundigte sich der Mann im weißen Kittel neben mir.

Wir liefen einen in kaltem Weiß gehaltenen Flur entlang. Eine endlose Reihe identischer Türen säumte rechts und links unseren Weg. Eben noch hatte ich in einem Raum hinter einer dieser Türen gesessen. Auf dem kleinen, harten Bett, gegenüber von Toilettenschüssel und Waschbecken. Ohne Fenster.

Der freundliche Mann im Kittel hatte mich abgeholt, vier groß gewachsene, muskulöse Männern trotteten hinter uns her. An meine Handgelenke hatten sie Handschellen angelegt, zusätzlich gab es Fußfesseln. Beides aus Hartplastik, nicht aus Metall.

„Ich entnehme Ihrem Schweigen, dass Sie sich noch nicht mit dem ‚Lachs des Zweifels‘ auseinandergesetzt haben?“, riss mich der Kittelträger aus meiner Gedankenversunkenheit.

„Nein, nie davon gehört“, antwortete ich mechanisch.

„Oh, eine unglaublich spannende Sache, glauben Sie mir!“, erklärte der Mann euphorisch und führte aus: „Stellen Sie sich einfach vor, sie würden einen Lachs in einen MRT-Scanner legen und ihm Bilder von Menschen in sozialem Miteinander zeigen. So macht man das heutzutage üblicherweise bei Menschen, um zu lokalisieren, wo im Gehirn bestimmte Gedanken produziert werden. Das Ganze nennt sich funktionelle Magnetresonanztomografie, kurz fMRT …“

Die Stimme des Mannes verblasste in meiner Wahrnehmung. Denn plötzlich dachte ich zurück: Ich war einem Aufruf gefolgt, das Fundament der Demokratie zu leben und auf die Straße zu gehen. Für etwas – oder gegen etwas. Nur bloß nicht zuhause zu einem unmündigen Bürger und Konsumenten verkommen. Ich war für meine Interessen eingetreten, auf einer friedlichen Demo.

Doch dann war ich plötzlich in der falschen Ecke gelandet. Bei Maskierten, Gewaltbereiten, Radikalen. Zu spät zur Flucht: Mit gefangen, mit gehangen. Zwar waren die Einsatzkräfte, die Freunde und Helfer des Bürgers, ruppig bei der Festnahme, aber da ich mir nichts hatte zu Schulden kommen lassen, musste ich auch nichts befürchten. Oder doch? …


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Seemannsgarn

Kokett und lediglich in ein Saunahandtuch gewickelt, schlenderte Marlis in das großzügige Schlafzimmer. Frank lag auf dem Bett, das inmitten des quadratischen Raumes stand, und stützte sich auf die Ellenbogen.

„Ich mag deine Dusche, Frank!“, bemerkte die Blondine mit chirurgisch optimierter Oberweite und stellte sich vor die weitläufige Fensterfront. Frank betrachtete einen Augenblick lang den Kontrast zwischen Marlis‘ Sonnenbankbräune und dem weißen Handtuch. Dann meinte er ernst: „Nun, darauf wirst du wohl für einige Zeit verzichten müssen …“

„Wie lange bist du nochmal weg?“, erkundigte sich Marlis und kam auf das Bett zu.

„Mindestens fünf Monate, vielleicht auch sechs.“

Marlis öffnete ihr Handtuch und wollte zu Frank ins Bett steigen, als dieser sich seitwärts von der Matratze rollte und ihr Einhalt gebot: „Bitte nicht, Marlis. Es wird Zeit, dass du gehst. Nicht, dass du wegen mir unpünktlich zum nächsten Termin kommst!“

Marlis tat ein wenig verdutzt, entgegnete dann aber mit einem Blick auf Franks unbedeckten Schritt herausfordernd: „Eben noch konntest du nicht genug von mir bekommen und nun soll ich dich augenblicklich verlassen? Das hier ist wohl nicht ausreichend?“ Damit präsentierte sie ihren Körper und spielte lasziv an ihren Brüsten herum.

Nein, also ja!“, erwiderte Frank. „Ich denke allerdings, dass wir den Abschied nicht zu kompliziert gestalten sollten. Der Sex mit dir ist purer Genuss und deine unbändige Leidenschaft … Du gibst mir dabei ein Gefühl, das ich garantiert niemals vergessen werde. Es ist aber schon schwer genug, dass wir uns so lange nicht sehen …“

„Und dich zu besuchen, steht nicht zur Debatte?“, wollte Marlis wissen und schlüpfte in ihre Unterwäsche. Frank trottete in Richtung Küchentheke, die den Küchen- vom Wohn-und Schlafbereich trennte. Dort angekommen, begann er, exotische Früchte zu schneiden und in einen Mixer zu geben …


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Schwester Nancy

Einfach hier in das Mikrofon sprechen? … Gut. Also, mein Name ist Schwester Nancy, eigentlich ja Anna Gumbert, aber alle nennen mich Schwester Nancy. Ich bin Altenpflegerin aus Leidenschaft, denn für mich ist mein Beruf tatsächlich eine „Berufung“!

Ich liebe den Umgang mit alten Menschen und freue mich, wenn sich ihr alltägliches Leben durch mein Zutun ein Stückchen angenehmer gestaltet. Jeden Morgen wache ich auf und kann es kaum erwarten, endlich zum Pflegeheim zu fahren und meine Arbeit zu tun. Die wird von den Kollegen sehr geschätzt, weshalb sie mich oft um Rat fragen. Und auch die Alten selbst zeigen eine solche Begeisterung, sobald ich in ihrer Nähe bin …

Ja, vor einigen Wochen, da hat ein junger Pfleger seine Arbeit bei uns im Seniorenstift aufgenommen. Wegen meiner langjährigen Erfahrung sollte ich ihn an die Patienten heranführen und mit den lokalen Gegebenheiten bekannt machen. Sein Name ist Brian Neuhaus und er scheint ein aufgewecktes Kerlchen zu sein. Außerdem liebt er diesen Job fast so sehr wie ich.

Allerdings übertreibt er es manchmal mit seiner Fürsorge, selbst die hilfebedürftigsten Patienten haben sich das ein oder andere Mal zu sehr bemuttert gefühlt. Ich persönlich kann Brian ausgesprochen gut leiden! Bereits nach kurzer Zeit konnte ich komplexere Aufgaben an ihn abgeben und ihm auch verantwortungsvolle Tätigkeiten übertragen.

Doch trotz dieser Seelenverwandtschaft könnte man unser Verhältnis seit Kurzem als etwas „kompliziert“ beschreiben. Obwohl ich auf Besserung gehofft hatte, scheint es sogar immer schwieriger zu werden …


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Ein Zeitproblem

Paul Hansen wusste nicht, zum wievielten Male er inzwischen eine Ablehnung vom Chefredakteur der Zeitung kassiert hatte. Niedergeschlagen verließ er nach Redaktionsschluss den Bürokomplex, als plötzlich eine unbekannte Rufnummer auf dem Display seines Handys aufblinkte. Paul zögerte. Er wollte mit niemandem sprechen, mit niemandem außer seiner Frau. Doch der Unbekannte ließ nicht locker. Nach dem vierten Anruf in Folge, nahm Paul das Gespräch in gereiztem Tonfall an: „Hansen!“

„Hallo, Paul, hier ist Tobias, Tobias Braun, dein Neffe!“, meldete sich eine gehetzte Stimme.

Paul Hansen atmete hörbar durch und brummte: „Hallo Tobias, weißt du, ich bin gerade …“

„Ich weiß, Paul“, unterbrach Tobias, „wir beide hatten in der Vergangenheit unsere Differenzen … Und doch gibt es wichtige Neuigkeiten, die für dich von Interesse sein könnten, nein sogar müssen!“

„Hmmm …“, murrte Paul abweisend. Tobias deutete Pauls Grummeln als Ermutigung und fuhr unbeirrt fort …


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Kriegsveteran

Mit großer Sorgfalt legte Anita in der kleinen Küche letzte Hand an Felix‘ Geburtstagstorte. Der junge Mann saß derweil im Wohnzimmer seiner Urgroßeltern und beäugte Hubert, der etwas behäbig auf der gläsernen Oberfläche eines Tabletcomputers herumtippte. Zwar war das Tablet ein Geschenk für Felix gewesen, doch kaum hatte er das Geschenkpapier entfernt, nahm sein Urgroßvater das Gerät fest in Beschlag.

Ein gewisses Maß an Stolz und Bewunderung erfasste Felix, als er sah, wie gut der alte Herr mit der neuartigen Technik umging. Ganz selbstverständlich, fast wie ein „Digital Native“, bediente Hubert das Tablet. Dabei war er inzwischen über neunzig Jahre alt.

„Und über diesen Befehl wandert dann das entsprechende Wertpapier in dein Depot!“, demonstrierte Hubert die Funktionalität des Tablets.

„Und nach meinem Befehl wandert ihr zwei an den Esstisch!“, unterbrach ihn Anita in einem koketten Ton, während sie die üppige Sahnetorte in Richtung Essbereich balancierte. Erst das Erscheinen seiner Urgroßmutter mit der festlich geschmückten Torte in den Händen riss Felix aus seinen Gedanken.

„Ich wollte Felix nur noch schnell …“, erklärte Hubert, das Gesicht noch immer auf die leuchtende Mattscheibe gerichtet.

„Einen kurzen Augenblick habt ihr ja noch. Ich hole derweil die Getränke.“

„Brauchst du meine Hilfe, Oma Anita?“, fragte Felix höflich.

„Nein danke. Beschäftige du dich lieber mit der Technik“, antwortete sie und ging lächelnd davon.

„Eben!“, mahnte Hubert, „Onlinebanking wird dich bestimmt noch dein ganzes Leben lang begleiten. Mach nicht den Fehler, dich dieser ungeahnten Möglichkeit zu verweigern! Zu meiner Zeit gab es solch unkomplizierte Technik noch nicht. Hätte es damals so etwas schon gegeben, wer weiß wo wir heute bereits stünden!“

„Beruhige dich, Opa, und denk an deinen Blutdruck. Du sollst dich doch nicht überanstrengen und du sollst dich nicht in Rage …“ Felix stockte, als Hubert zu ihm aufsah. Rasch fügte er hinzu: „Außerdem habe ich mich bisher noch nicht wirklich mit dem Wertpapiergeschäft beschäftigt. Wenn ich in Zukunft einmal Bedarf haben sollte, komme ich aber gerne auf dich zurück, Opa. Also lass uns doch lieber zu einem Stück Torte übergehen!“

„Mit den Rechten kommen auch die Pflichten, und die Geschichte lehrt uns, dass wir sowohl das eine als auch das andere ausreichend durchdrungen haben sollten!“, warnte Hubert und arbeitete sich mühsam aus dem Sofa empor. Felix stand auf und reichte ihm die Hand …


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Geliebter Garten

Gerade als ich mir den Gummistiefel über den rechten Fuß gezogen hatte, begann ganz in der Nähe ein Motor zu tuckern. Hastig schlüpfte ich auch in den linken Stiefel und hetzte aus der modrig riechenden Scheune ins Freie.

„Da ist ja unser Bubi! Was hast du denn so lange da drin gemacht?“, rief mir Roland aus seinem brummenden Ungetüm zu. „Ich musste mich noch umziehen!“, erwiderte ich, nachdem ich in den Kleintransporter gestiegen war. „Das geht aber auch schneller! Beim nächsten Mal fahren wir ohne dich!“, erklärte der blonde, kernige Mann und legte den Gang ein.

Das war er also, mein erster Arbeitstag beim Gärtnereibetrieb „Eckharts und Rolands Baumpflege“ im Dorf Neukirchen. Ich war zu dieser Zeit sechzehn Jahre alt. Gärtner zu sein, hatte damals eine andere Bedeutung für mich als heute. Seinerzeit, als frischer Schulabgänger, wollte ich das erste eigene Geld verdienen. Also Ausbildungsplatz gesucht, gefunden, beworben und angenommen. Wenn ich es heute Revue passiere lasse, weiß ich, dass ich die ersehnte Lehrstelle damals allein aus zwei Gründen bekommen hatte.

Erstens konnten sowohl Eckhart als auch Roland, ihrem Alter geschuldet, langsam aber sicher keine schweren Lasten mehr heben, sodass sie einen jungen Burschen mit ausreichend Kraft benötigten. Zweitens präsentierte sich Neukirchen als derart trist, dass kein anderer Bewerber die Stelle haben wollte.

Roland und Eckhart blickten genervt drein, als wir durch die Toreinfahrt den Hof verlassen hatten. Mir trat derweil der Schweiß auf die Stirn. Die ausgediente Arbeitskleidung, die mir Eckhart bei meiner Ankunft auf dem Hof kommentarlos in die Hand gedrückt hatte, kratzte am ganzen Körper und stank bereits ohne mein Zutun nach Erde und Schweiß. „Wenn du schon derart lange zum Umziehen brauchst, Bubi, wie sieht es dann erst mit deinem Arbeitstempo aus?“, ergötzte sich Roland an meinem Unbehagen. Wütend, aber ohne Kommentar ließ ich die Schikane über mich ergehen …


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