„Haben Sie schon einmal vom ‚Salmon of Doubt‘ gehört?“, erkundigte sich der Mann im weißen Kittel neben mir.

Wir liefen einen in kaltem Weiß gehaltenen Flur entlang. Eine endlose Reihe identischer Türen säumte rechts und links unseren Weg. Eben noch hatte ich in einem Raum hinter einer dieser Türen gesessen. Auf dem kleinen, harten Bett, gegenüber von Toilettenschüssel und Waschbecken. Ohne Fenster.

Der freundliche Mann im Kittel hatte mich abgeholt, vier groß gewachsene, muskulöse Männern trotteten hinter uns her. An meine Handgelenke hatten sie Handschellen angelegt, zusätzlich gab es Fußfesseln. Beides aus Hartplastik, nicht aus Metall.

„Ich entnehme Ihrem Schweigen, dass Sie sich noch nicht mit dem ‚Lachs des Zweifels‘ auseinandergesetzt haben?“, riss mich der Kittelträger aus meiner Gedankenversunkenheit.

„Nein, nie davon gehört“, antwortete ich mechanisch.

„Oh, eine unglaublich spannende Sache, glauben Sie mir!“, erklärte der Mann euphorisch und führte aus: „Stellen Sie sich einfach vor, sie würden einen Lachs in einen MRT-Scanner legen und ihm Bilder von Menschen in sozialem Miteinander zeigen. So macht man das heutzutage üblicherweise bei Menschen, um zu lokalisieren, wo im Gehirn bestimmte Gedanken produziert werden. Das Ganze nennt sich funktionelle Magnetresonanztomografie, kurz fMRT …“

Die Stimme des Mannes verblasste in meiner Wahrnehmung. Denn plötzlich dachte ich zurück: Ich war einem Aufruf gefolgt, das Fundament der Demokratie zu leben und auf die Straße zu gehen. Für etwas – oder gegen etwas. Nur bloß nicht zuhause zu einem unmündigen Bürger und Konsumenten verkommen. Ich war für meine Interessen eingetreten, auf einer friedlichen Demo.

Doch dann war ich plötzlich in der falschen Ecke gelandet. Bei Maskierten, Gewaltbereiten, Radikalen. Zu spät zur Flucht: Mit gefangen, mit gehangen. Zwar waren die Einsatzkräfte, die Freunde und Helfer des Bürgers, ruppig bei der Festnahme, aber da ich mir nichts hatte zu Schulden kommen lassen, musste ich auch nichts befürchten. Oder doch? …


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