Wir hatten einen Platz mittendrin ergattert. In einem bayerischen Biergarten. Mit altehrwürdigen Kastanienbäumen, adretter Bedienung und gemütlichen Holzbänken. Zur Rechten versuchte sich eine Gruppe Asiaten im Zuzeln, zur Linken diskutierten zwei Anzugträger über Geschäftliches. Dazwischen wir – das waren Inge, Mike und ich. „Entschuldigen Sie, da ist noch ein Schluck drin!“, ermahnte Mike die Kellnerin und gab sich keinerlei Mühe, das R zu rollen. Die Dame im Dirndl stellte das Glas zurück auf den Tisch und wartete geduldig, bis Mike es vollständig geleert hatte. Nachdem sie abgeräumt und unseren Tisch verlassen hatte, erklärte ich ihm lachend: „Das Noagerl lässt man für gewöhnlich drin – das ist hier so Usus.“ „Das was?“, fragte Inge irritiert. „Noagerl!“, wiederholte ich und ergänzte: „den letzten Schluck im Glas. Der schmeckt ja ohnehin meist fad.“ „Na ja, die Bayern halt“, meinte Inge und steckte sich schmunzelnd eine Zigarette an. „Wir sind hier in Franken!“, widersprach ich. „Ja, ist doch dasselbe“, erwiderte Mike. „Mia san mia, oder?!“ Dann lachte er und Inge fiel mit ein. Ich schämte mich innerlich, wie salopp die beiden mit der bayerischen Identität umsprangen. Kürzlich waren sie von Hamburg nach Bamberg gezogen, allerdings nicht der Menschen oder der Gegend wegen, sondern weil gut bezahlte Jobs gelockt hatten. Sie waren stolz auf ihre norddeutsche Herkunft und belächelten die bayerischen Gebräuche gemeinhin – mit Ausnahme der geselligen Bierkultur. Inge blies den ersten Rauch in die Luft und Mike unterbrach meine Gedanken: „Vor Kurzem kam die Frage nach einem generellen Rauchverbot in bayerischen Biergärten auf.“ Der Zigarettenkonsum seiner Freundin machte ihm mehr und mehr zu schaffen, das wusste ich. Inge rollte mit den Augen. „Ich habe gehört, dass es bei dir in der Gegend ebenfalls Diskussionen darüber gegeben hat?!“, bohrte Mike weiter. „Weißt du, wie es ausgegangen ist?“ … für ein anderes Das Gesamtwerk. Für 0,99 €.
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