Anna Bågenholms Körpertemperatur hatte bei 13,7 Grad Celsius gelegen. Sie war klinisch tot gewesen. Dennoch gaben sie die Rettungskräfte und Ärzte nicht auf. Drei Stunden harter, konzentrierter Arbeit und sie schafften die Sensation: Annas Körpertemperatur stieg wieder über 36 Grad. Sie überlebte, ganz ohne bleibende Schäden. In Vincents Kopf rotierte das Gedankenkarussell. Doch nicht das unglaubliche Wunder, das Anna widerfahren war, beschäftigte ihn. Stattdessen verfolgte ihn eine einzige Frage: Zählten die drei Stunden nun zu Annas Lebenszeit oder müssten sie eigentlich abgezogen werden? Er schloss das Magazin der Fluggesellschaft, das er kurz vor dem Landeanflug aus dem Fach des Vordersitzes gezerrt hatte. Viele Promi-News, dazu ein paar Artikel mit Themen, die unter die Kategorie Selbstbeweihräucherung der Airline fielen. Ergänzt wurde das Ganze durch geschmacklose, bunte Werbung für „Must have“-Reiseziele. Darunter war auch Tromsø, in deren Universitätsklinik Anna Bågenholm nach ihrem Skiunfall 1999 eingeliefert worden war. Eines dieser üblichen Reisemagazine eben, dachte Vincent. Und er musste es wissen, denn er war Zeit seines Lebens fast ständig unterwegs gewesen. Viele seiner Geschäftsbeziehungen hatten sich über die Jahre ins Ausland verlagert. Seien es nun Zulieferer aus Fernost oder die wohlhabende Kundschaft aus dem Nahen Osten und von der anderen Seite des Großen Teichs. Stets gab es Termine an Orten, die nur mit dem Flugzeug kurzfristig zu erreichen waren. Vincent war auch privat global vernetzt. Jedes Jahr flog er ans Mittelmeer nach Sardinien, ans Ägäische Meer nach Ikaria, nach Loma Linda in Kalifornien, auf die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und natürlich auch auf die japanische Insel Okinawa. Dabei zog ihn nicht der Wunsch nach Erholung dorthin. Für ihn waren es aus einem ganz anderen Grund faszinierende Orte, sogenannte „Blue Zones“. So unterschiedlich sie auch waren, sie alle hatten eines gemeinsam: Hier lebten überdurchschnittlich viele Menschen über hundert. Paradiesische Zustände … für ein anderes Das Gesamtwerk. Für 0,99 €.
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