„Samuel, bist du es wirklich?“

Samuel drehte sich reflexartig um und überlegte einen Augenblick. Nein, er kannte den Mann, der einige Schritte entfernt stand, nicht.

„Na klar, du bist es!“ Der Mann trat an Samuel heran.

„Kenne ich Sie?“

„Ach tu doch nicht so!“, grinste der Mann breit. Als er bemerkte, dass Samuel ihn tatsächlich nicht einordnen konnte, sagte er: „Weißt du nicht mehr, wir beide, die Teufel aus der fünften und sechsten Klasse?“

Der Wechsel von der Grund- auf die Realschule lag inzwischen fast zwanzig Jahre zurück. Und doch erinnerte sich Samuel nur an einen einzigen Menschen, mit dem er es in den ersten beiden Jahren zu einem derart schlechten Ruf gebracht hatte, dass er den Lehrern bis zum Schulabschluss in Erinnerung blieb.

„Ruben?“

„Zu einhundert Prozent! Mensch, das ist ja schon ewig her!“

„Viel zu lange, wenn du mich fragst.“ Samuel drückte Ruben innig, ließ aber gleich wieder von ihm ab. Er wusste, dass bei seinem Vorgesetzten oft nur ein kleiner Verstoß gegen dessen Guter-Service-hat-höchste-Priorität-Gebot genügte, um eine Verwarnung zu kassieren. Und Kunden zu umarmen fiel für ihn sicherlich unter Belästigung statt unter vorbildlichen Service.

„Was treibt dich denn wieder her, nach so langer Zeit?“, überspielte Samuel die peinliche Situation.

„Ach nichts Großes, ein paar Geschäfte …“


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