Ich saß genau an jenem Ort, an dem ich ihn vor einer Woche kennengelernt hatte. Hier, am Ufer des Erhai-Sees, des zweitgrößten Hochlandsees Chinas in der Provinz Yunnan.

Gedankenverloren blickte ich ins Wasser. Es war so klar, dass man sogar die Kieselsteine am Grund sehen konnte. Plötzlich legte ein leichter Wind Wellen auf die Wasseroberfläche. Ich schaute auf. Auch die hohen Bambussträucher am Ufer neigten sich. Ein Wetterwechsel schien sich anzukündigen.

Auf dem See waren einige „Bais“ mit dem traditionellen Fischfang beschäftigt. Meine Urgroßeltern waren auch „Bais“ gewesen. Wie viel „Bai“ wohl in mir noch steckte, fragte ich mich. Äußerlich glich ich einer Einheimischen und auch den chinesischen Dialekt der Region beherrschte ich dank meiner Eltern, doch mein Inneres war von westlichen Wertvorstellungen geprägt. Und so ahnte ich bereits, dass die traditionelle Fischerei an diesem Ort bald aussterben würde, denn schon heute ließen sich die meisten Fischer lieber von Touristen fotografieren als hinaus aufs Wasser zu fahren – allzu lukrativ war das Geschäft mit den wohlhabenden Besuchern. Dabei war meiner Meinung nach der Fischfang mit Kormoranen durchaus schützenswert. Gleiches galt für die Tierwelt, deren Bewahrung ich mich schon vor vielen Jahren verschrieben hatte.

Als ein Fischer auf dem See mit einer Bambusstange wiederholt gegen sein Boot schlug und damit signalisierte, dass sein Fangtag für heute beendet war, fiel mir ein, wie verblüfft mein neuer Bekannter geguckt hatte, als wir die Fischer vom Ufer aus beobachteten. Er hatte so etwas noch nie gesehen und war neugierig gewesen, wie die traditionelle Fangmethode funktionierte …


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